Unsere Lipizzaner werden bekanntlich eher früher im Jahr geboren und ihr Anteil nimmt dann im Laufe der Monate immer weiter ab. Dementsprechend war Baetica heute unser einziges Lipizzanerfohlen. Weiter geht es mit einer jungen Dame, die es sich wieder etwas schwerer gemacht hat. Mutter war hier unsere ultimative Zuchtstute Glinda (Galinda), ein mütterlicheres Pferd wird man kaum finden können. Glinda ist eine mit Prämie ausgezeichnete Tochter des verstorbenen Nussknacker, die wir gemeinsam mit ihrer Mutter Galina von Eichental erstehen können. Galina haben wir dann an den Lindenhof weiterverkauft, aber Glinda wird uns ganz sicher nie verlassen. Diese Stute ist so ein Schatz! Ursprünglich hatten wir durchaus eine Dressurkarriere für sie geplant, ihr ersten Starts waren quasi alle höchst erfolgreich, sie ging eigentlich nie ohne Schleife vom Platz. Aber ihr erstes Fohlen, die wunderbare iberisch gezogene Stute EA Grimmerie, veränderte alles. In der Dressur war Glinda zwar sehr bemüht, manchmal ein bisschen unter Strom, was aber ihre Bewegungen nur umso eindrucksvoller machte. Mit ein Grund für die frühe Deckung (4-jährig) war, dass sie einfach ein bisschen runterkommen konnte. Aber Glinda war vom ersten Tag an SO verliebt in ihr Fohlen. Wo andere Maidenstuten zu Beginn gerne mal überfordert sind, benahm sie sich, als hätte sie ihr ganzes Leben nur auf diesen Moment gewartet. Sie war nicht übervorsichtig, aber liebevoll, behielt ihre Tochter immer im Auge, ohne dabei abzubauen. Sie hatte ihre Bestimmung einfach gefunden. Und so bekam sie Fohlen um Fohlen um Fohlen - bekannt sind vermutlich vor allem der Superstar EA Copperfield und die gepunktete Zireael vom Sternhof, die damals zum Fohlen des Jahres 2017 gewählt wurde. Wir haben immer gesagt: wenn sie beim ersten Mal aufnimmt, dann bekommt sie ein Fohlen. 2017 hat sie beim ersten Mal nicht aufgenommen. Auch kein Problem, nach vier Jahren mit Fohlen hatte sie sich eine Pause verdient. Was war das für ein Fehler! Als die Fohlensaison 2018 losging, war Glinda ein Häuflein elend. Sie musste von jedem Fohlen ferngehalten werden, weil sie es sofort versucht hätte zu stehlen, sie war aber auch in der Erwachsenengruppe nicht glücklich und baute richtig stark ab. Natürlich wurde sie von vorne bis hinten durchgecheckt, aber körperlich fehlte ihr nichts. Beim Antrainieren war sie brav, aber es fehlte das Feuer - außer sie bekam doch irgendwo ein Fohlen zu Gesicht, dann wurde gewiehert, was das Zeug hält und an vernünftige Arbeit war nicht zu denken. Glinda wollte - wie es oft abfällig genannt wird - "Gebärmaschine" sein. 2018 wurde sie also direkt wieder gedeckt und über das Ammenstutenprojekt fanden wir ein Waisenfohlen, um das sie sich kümmern konnte und man konnte jeden Tag zusehen, wie sie wieder aufblühte. Damals haben wir beschlossen, sie nie wieder ein Jahr ohne Fohlen sein zu lassen, wenn es geht. Ihre darauffolgenden Fohlen waren wieder eines schöner als das andere und dafür, dass sie mit ihren 12 Jahren bereits 7 Fohlen zur Welt gebracht hat - und auch wieder tragend ist - sieht sie wirklich spitzenklasse aus.
Für 2021 hatten wir uns für sie einen unserer Lieblingshengste ausgesucht: den Prämien- und Elitehengst WPE Illuminated, einen Vollblüter, an dem einfach von Anfang bis Ende alles besonders ist. Die Palominofarbe, seine Dressureignung, sein Charme. Mit seinen 18 Jahren startet er nach wie vor im Grand Prix Spéciale und wir haben bereits 6 seiner Nachkommen im Stall stehen. Sohnemann EA Illusionist war dieses Jahr als Finalist beim VesBuCha und konnte sich bereits seine Prämienbewertung sichern. Besonders bekannt ist aber natürlich Prämien- und Elitehengst RS Helium von Fürstenwalde, dessen Vollschwester Herzensdame RS bei uns ihr Zuhause gefunden und im April auch ihr erstes Fohlen bekommen hat.
Wirklich eine tolle Anpaarung, in die wir viele Hoffnungen setzten. Leider kam dann aber alles noch einmal anders und wir sind sehr froh, dass am Ende doch noch alles gut gegangen ist. Anfang Februar fiel Micha auf, dass Glinda nicht ganz fit ist. Zugegeben, einen Monat vor dem Geburtstermin war ich auch nicht mehr das blühende Leben, aber er hatte das Gefühl, dass es irgendetwas anderes war. Tatsächlich hatte sie deutlich erhöhte Temperatur und war bereits dehydriert. Sofort wurde alles in die Wege geleitet, um sie und ihr Fohlen zu unterstützen. Bis zum Abend hatte sich ihr Zustand aber so deutlich verschlechtert, dass sie sofort in die Almkirchner Klinik überstellt wurde, wo das großartige Team rund um Dr. Liam Mahoney alles tat, um die beiden zu retten. Trotzdem sah es eine Weile nicht gut für sie aus. Wir rechneten bereits nicht mehr damit, das Fohlen durchzubringen, aber nach eineinhalb Wochen Bangen gab es dann doch noch die vorsichtige Entwarnung: Glinda ist über den Berg, das Fohlen bisher noch im Mutterleib. Natürlich musste sie daraufhin genauestens beobachtet werden, um auszuschließen, dass sie, sollte es doch zu einer Fehlgeburt kommen, nichts in sich zurückbehielt. Eineinhalb Monate blieb sie in der Klinik unter Beobachtung, hatte dort eine Box mit Paddock bezogen, wo sie rund um die Uhr überwacht werden konnte, und sie schloss Freundschaft mit sämtlichen Patienten und ihren Besitzern. Am 28. März kam dann endlich der ersehnte Anruf: Glinda hatte ein Stutfohlen zu Welt gebracht. Galimmer vom Sternhof heißt die kleine Maus, die in den ersten Tagen noch einiges an Unterstützung brauchte, weil sie einfach so klein und zierlich war. Und Glinda war so glücklich. Nach zwei Wochen durften sie gemeinsam nach Hause und trotz - oder gerade wegen - ihres schweren Starts war die kleine Galimmer wirklich rotzfrech. Keine Tasche und kein Finger war vor ihr sicher, Putzkisten wurden unter vollem Körpereinsatz umgestoßen, Stromzäune auf Schwachstellen getestet. Und Mama wurde zuletzt mit gezielten Tritten von der Futterschüssel ferngehalten, wenn Tochter nicht teilen wollte. Ich glaube, das war das erste Fohlen, bei dem Glinda froh war, dass es abgesetzt wurde. Die Trennung war jedenfalls nicht ganz so herzzerreißend, wie sie es sonst oft ist. Und Galimmer hatte sich sehr schnell an das neue Leben gewöhnt und auch gelernt, dass man von den älteren Tanten eins auf den Deckel bekommt, wenn man zu ihnen auch frech ist. Nicht jeder ist so geduldig wie Mama. Jetzt beginnt für sie also die Erziehungsarbeit - und Glinda wurde nach einem gründlichen medizinischen Check wieder besamt und natürlich auch sofort wieder tragend. Und wir hoffen sehr, dass wir das Drama nicht noch einmal wiederholen.