Die Schöne und das Biest, vereint in einem Wesen - Sansa ist bekannt als "das Miststück", aber sie ist schon ein ausgesprochen barbiehaftes Miststück. Vorallem ihre lange, wallende Mähne sticht sofort ins Auge, ihren Pflegern meistens wegen des unvorstellbar hohen Verschmutzungsgrades. Vorallem vor Turnieren wirft sie sich gerne richtig in Schale (wahlweise Laub-, Erd- oder Mistschale), weshalb man bei ihr gut und gerne 1-2 Stunden mehr einplanen muss als für andere Pferde. Und am besten rechnet man gleich nochmal eine Stunde dazu, denn genau dann, wenn man es am eiligsten hat, passieren um die arme Sansa herum immer so seltsame Sachen. Beispielsweise muss man regelmäßig Ersatz für Putzutensilien suchen, die ganz unerwartet zwischen ihre Kiefer geraten sind und auf unerklärliche Weise in mehrere Teile zersplittert sind. Oder etwa den Wassereimer wieder aufzufüllen, der gar nicht weit genug entfernt stehen kann, um nicht aus heiterem Himmel umzukippen und auszurinnen (dafür allerdings weit genug, um die Wegzeiten zwischen Wasser und Pferd deutlich zu erhöhen). Dass sich die Putzkiste mehrmals völlig ausleert und die Inhalte wie beim umgekehrten Boccia so weit wie möglichst weit weg geschossen werden, wundert Sansas Personal sowieso schon lange nicht mehr. Hauptsache, die Kiste bleibt bis auf ein paar neue Sprünge soweit heil, dass nicht auch hierfür wieder eine alternative Aufbewahrungsmöglichkeit gesucht werden muss!
Hat man das Pferd dann hellbraun und das Langhaar in dem wunderschönen Weiß, geht das Gespött von wegen Bleichmittel erst recht los - aber da muss man einfach drüber stehen, wenn man das schönste und klügste Pferd des Stalls reitet. Immerhin kann man sich freuen, dass man nun in den Sattel kommt, denn da kann man sich zumindest voll und ganz darauf konzentrieren, die Hafistute mit dem gefährlich hohen IQ beschäftigt zu halten. Da Sansa auch etwas Temperament von ihrer Mutter mitbekommen hat, bewegt sie sich grundsätzlich gerne und wenn man es ihr schmackhaft genug präsentiert, strengt sie ihr Köpfchen auch mal für sinnvolle Dinge an. Will sie, lernt sie neue Sachen in wenigen Minuten - und zwar so gut, dass diese auch in den späteren Trainingseinheiten wieder problemlos abgerufen werden können. Nein, lernen tut sie sehr schnell, was leider auch den Nachteil hat, dass es nicht nur die gewünschten Hilfen oder Lektionen betrifft. Auch die Schwächen ihrer Reiter oder wo einmal der gefährliche Traktor vorbei fuhr, merkt sie sich quasi auf ewig. Natürlich ist sie nicht so blöd, dass sie nicht merken würde, wann der Traktor dort fährt und wann eben nicht... auch wenn sie genau den Eindruck erweckt. Aber wenn sie keine Lust auf Laufen hat, bleibt sie auch beim 500. Mal noch exakt an der Stelle, wo vor einem Monat einmal ein Stückchen Karottenrest am Boden lag, stehen und grabt mit dem Huf im Sand herum. Nicht etwa, weil sie wieder eine Karotte dort erwartet, aber hey, im Hallenbelag Scharren ist immer noch besser, als ständig zwischen Trab und Schritt hin und her zu wechseln - da tut ein bisschen Abwechslung gut!
Fies, wie sie ist, macht Sansa da keinen Unterschied zwischen Training und Turnier, zwischen stiller Ruhe im Wald und voller Zuschauertribüne, die sich bereits das Maul über den armen Reiter zerreißen. Ob der Reiter halb in Tränen ausbricht oder mit vollstem Selbstbewusstsein an eine Aufgabe heran geht, merkt sie natürlich, ist ihr allerdings herzlich egal. Ihre Ausführung hängt vorrangig davon ab, ob sie will oder nicht - und wie sie ihre Chancen einschätzt, dass sie es tun muss. Denn natürlich merkt sie sich auch, wer nach einer Buckelattake auf einen Gertenhieb immer noch im Sattel sitzt - und sie ihr anschließend gleich nochmal über die Rübe zieht.
So frech, munter und neunmalklug sie gerne ist, auf Streitereien hat sie keine Lust, da gibt sie schon mal nach und bemüht sich ein bisschen. Aber ab und zu muss sie sich einfach ein paar kleine Späße erlauben, damit es nicht zu langweilig wird.
Danke an Nanni für diesen tollen Text über Sansa.