Aber jetzt komme ich zu unserem kleinen Bruchpiloten. Seine Eltern brauchen eigentlich keine große Vorstellung mehr. Mutter Aster wurde vor kurzem an den Reitstall Elwen verkauft, von wo auch ihre Eltern stammen und wo sie hoffentlich eine lange Rente genießen kann. Letztes Jahr hatte sie uns mit einem fast schneeweißen Sabinoschimmelfohlen überrascht, insgesamt bekam sie bei uns schon das 5. Fohlen - und ihr 7. Fohlen insgesamt. Darüber hinaus war sie vor allem international im Sport unterwegs und dort auch durchaus erfolgreich.
Ihr letztes Fohlen (bei uns) sollte sie von unserem Prämienhengst Fox (EA Rotfuchs bekommen. Der Halbblüter war im vergangenen Herbst Reservesieger beim Herbstcup der Klasse L und qualifizierte sich für das Finale des Vesländischen Trakehnerchampionats, wo er am Ende mit dem 6. Platz abschloss. Mittlerweile zeugte er schon mehrere Fohlen - die meisten davon natürlich bei uns - und vor allem seine Tochter EA Burgfüchsin aus dem Vorjahr sorgte rundum für Begeisterung, war quasi vom Fleck weg verkauft und wurde schließlich Reservesiegerin bei der Wahl zum Fohlen des Jahres 2020. Dieses Jahr habe ich ja bereits seinen Sohn EA Carpe Ruber vorgestellt, dessen Mutter mittlerweile ebenfalls verkauft ist, nun aber zu unserem Bruchpiloten.
Geboren werden hätte EA Alarmist eigentlich erst am 27.3. sollen, aber er hatte es ein bisschen eilig und war letztendlich schon früh morgens am 13. März (einem Samstag, zum Glück kein Freitag, noch mehr Pech hätte er wohl nicht überlebt) geboren worden. Wie es bei Hengstfohlen oft so üblich ist, brauchte er eine Weile, um das Euter zu finden und versuchte erst noch, an sämtlichen anderen Stellen zu trinken. Aber letztendlich wurde er doch noch fündig und alles war gut. Ungefähr einen Tag lang.
Unsere Stuten und ihre Fohlen kommen in den ersten Tagen immer alleine raus, damit sich die Kleinen bewegen können, die Bindung zwischen den beiden sich stärkt und es zu keinen Zwischenfällen mit anderen Pferden kommt. Damit sind wir bisher eigentlich immer gut gefahren - vor allem, seit unsere Clytaemnestra vor mittlerweile 7 Jahren zwischen zwei Stuten geraten ist und sich dabei das Bein brach. Zum Glück war die Fraktur minimal und inzwischen merkt man nichts mehr davon, aber wir wollten auf Nummer sicher gehen. Und dann führt man Stute und Fohlen (Fohlen mit einem Führstrick um Brust und Hinterhand, für Halfter war er natürlich noch zu klein) die paar Meter zum Paddock und aus einem Boxenfenster schaut ein Wallach. Eigentlich kein Ding, aber für Aster muss die Bedrohung so groß gewesen sein, dass sie sich ohne Vorwarnung umdrehte und nach dem Wallach ausschlug. Der war natürlich weit genug weg, um komplett sicher zu sein, aber stattdessen traf sie in einer Verkettung unglücklichster Umstände ihren eigenen Sohn am Kopf, der samt Hannes zu Boden ging. Hannes hatte zum Glück nur ein paar Blutergüsse abbekommen, aber Alarmist hatte ein blutendes Loch im Kopf und eigentlich hatten wir schon damit gerechnet, dass es das war. Unser Andi brachte ihn natürlich sofort in die Klinik und dort stellte sich wie durch ein Wunder heraus, dass das Gehirn verschont geblieben war. Trotzdem war so ein Loch im Kopf natürlich keine Kleinigkeit für ein 24 Stunden altes Fohlen und wir sind dem Klinikteam zu großer Dankbarkeit verpflichtet, dass sie sich so toll um den kleinen Unglücksraben gekümmert haben! Jetzt ist Alarmist schon eineinhalb Monate alt und bis auf eine hässliche Narbe und eine Delle hinter dem Auge, die ihm wohl bleiben wird, merkt man nichts mehr von seinem schweren Start. Und seinem Namen - der schon vorab feststand - hat er jedenfalls alle Ehre gemacht.