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Als unsere Stammstute Sensitive sich zu Fayanas Geburt niederlegte, gab es im Stall keine Aufregung. Als drittes Fohlen war Fayana schon eine reine Routinesache, und auch in den Wochen nach der Geburt zeigte Sensitive ihre hervorragenden Mutterinstinkte. Fayana wurde behütet und trotzdem nie verhätschelt, musste ihre Fehler selbst machen und daraus lernen, wäre aber nie ernsthaft in Gefahr geraten. So hatte Fayana allen Platz, sich zu einer beeindruckenden Pferdepersönlichkeit zu entfalten - wirkte aber neben ihrer Mutter immer etwas blass. Sensitive hat ein selbstbewusstes, strenges Auftreten und Fayana hing ihr oft "am Rockzipfel", wollte nicht von ihrer Mutter weg und bloß nicht im Mittelpunkt der Aufregung stehen. "Wie der Papa" bekamen wir oft gesagt, und tatsächlich haben wir Fnugg, die wenigen Male wo wir ihn live erleben konnten, ebenfalls als zurückhaltendes und ruhiges Pferd in Erinnerung behalten.


Weg von ihrer Mutter entwickelte Fayana in der Jungpferdegruppe dann noch ein wenig Charakter und wurde in der Herde von vielen anderen mit Respekt behandelt. Es reichte nie zum Chefposten, doch das schien ihr immer ganz recht zu sein.


Mit Menschen ist die Fjordstute noch heute sehr zurückhaltend, immer brav und aufmerksam aber auch stets zögerlich. Ihr Körperbau blieb lang hinter den anderen zurück, da zeigte sich Fayana sehr ponytypisch mit einer späten Entwicklung. So ist die Entscheidung gefallen, sie vorm Einreiten das erste Mal besamen zu lassen. Nachdem Fayana schon beim ersten Versuch aufgenommen hat, durfte sie dann direkt in die Zuchtstutengruppe umziehen und hatte auch weiterhin über regelmäßige Streicheleinheiten und Tierarztkontrollen wenig mit Menschen zu tun.
Als Fayana sich dann selbst in der Rolle der Mutter fand, Kontrollen intensiviert wurden und sie mehr mit Menschen zu tun bekam, hatte die damals knapp 4jährige plötzlich doch eine ganze Menge zu sagen. Im Bezug auf ihr ungeborenes Fohlen hatte sie sehr genaue Vorstellungen, was ihr passt und was nicht, und so war die sonst so zurückhaltende und brave Stute nur noch mit Vorsicht zu genießen. Schließlich hat sie sich mit einer Pflegerin darauf einigen können, dass man ihren Fohlen nichts böses will und hat sich wieder bereitwillig anfassen lassen - aber NUR von IHRER Vivien! Tierarzt und Hufschmied haben fluchend das Weite gesucht, wenn sie Fayanas Namen laßen und so war es schließlich Vivien allein, die Fayanas erstes Fohlen aus einer Schieflage holen musste um so eine erfolgreiche Geburt zu ermöglichen.
Das Leben nahm seinen Lauf und es war entzückend zu sehen, wie begeistert und ungläubig Fayana die nächsten Monate immer wieder das kleine Wunderding angeschaut hat, das an ihrer Seite lief. Sie war, wie schon Sensitive, eine hervorragende Mutter und hat ihrer ersten Tochter alles mit auf den Weg gegeben, was diese brauchte um sich in der Jungpferdeherde behaupten zu können. Nach dem Absetzen hatten wir es mit einer ausgesprochen traurigen Fayana zu tun, die aber auch in diesem Jahr wieder besamt worden war und schnell verstanden hat, dass ihre Lebensaufgabe nun dem Schutz ihres zweiten Babies galt.


Heute ist die 6jährige Stute erstmal unbesamt geblieben und muss sich, natürlich immer mit Freundin Vivien an ihrer Seite, erstmals den Aufgaben eines Reitpferdelebens stellen. Eine gute Grundausbildung und ein paar Starts auf Turnieren sollen Fayanas Reitpferdeeigenschaften auf die Probe stellen, bevor die Fjordstute, die mit vollem Herz ein Muttertier ist, sich wieder ihrem nächsten kleinen Wunder widmen darf.

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